Der Umbau des Rathauses in Schorndorf bei Stuttgart, ein Projekt mit ERCO LED-Beleuchtung, steht kurz vor der Fertigstellung. Im September 2012 sprachen wir mit dem Architekten Gunter Fleitz (Ippolito Fleitz Group) und dem Lichtplaner Prof. Stefan Hofmann (Lichtwerke) über ihre Erfahrungen und Erkenntnisse aus der Praxis mit LED-Beleuchtung.
Martin Krautter:
Herr Fleitz, erzählen Sie uns zum Einstieg ein wenig über das Rathaus von Schorndorf!
Gunter Fleitz:
Es steht auf dem historischen Marktplatz im Zentrum der Altstadt, es ist die „gute Stube“ der Stadt. Erbaut wurde es um 1730, heute steht es unter Denkmalschutz. Charakteristisch sind die Arkadenfenster im Sockelgeschoss, früher war das eine offene Halle, wo der Markt stattfand. Die Arkaden wurden später geschlossen. Es entstand ein Foyer mit vielen Nutzungen, zum Beispiel für die Touristeninformation und für Veranstaltungen. Dann gibt es zwei multifunktionale Säle: Der große Ratssaal dient auch technischen Ausschusssitzungen und Seminaren. Darüber schwebt als Einbau noch der Trausaal, der gleichzeitig als Besprechungsraum für den Oberbürgermeister und sein Team fungiert.
Martin Krautter:
In welchem Zustand haben sie das Rathaus angetroffen?
Gunter Fleitz:
Bei Projektbeginn 2007 war das Gebäude schon dringend sanierungsbedürftig, mit Defiziten beim Brandschutz und der technischen Gebäudeausstattung. Zugleich wünschte sich der junge Oberbürgermeister, dem Rathaus und damit der Stadt ein neues Gesicht zu geben. 2008 war das Projekt wegen der Wirtschaftskrise „on hold“, bis es doch Fördermittel für die energetische Sanierung gab. Der letzte Umbau aus den 80ern hatte viele Einbauten aus dunklem Holz und einen terrakottafarbenen Boden hinterlassen. Das wollten wir freiräumen und die Fassade wieder stärker öffnen, Transparenz schaffen vom Marktplatz ins Gebäude hinein. Der Trausaal schwebt jetzt als gläserner Körper im Innenraum. Durch die Glaswände verfliessen Foyer und Saal zu einem Raum, der durch Filter wie Vorhänge und auf das Glas gedruckte Punktraster differenziert wird. Die durchgängige, am Rand gebogene Akustikdecke mit einer Verlaufslochung unterstützt dieses Raumkontinuum.
Martin Krautter:
Wie kam der Auftrag zustande, gab es einen Wettbewerb?
Gunter Fleitz:
Nein, wir wurden direkt beauftragt. Wir hatten einige Projekte in Schorndorf, zuletzt eine radiologische Praxis und ein Pflegeheim. Bei der Eröffnung lernten wir den Oberbürgermeister kennen. Er wollte, dass für den Rathausumbau jemand von außen kommt mit frischem Blick. Das Gute war: Oberbürgermeister, Baubürgermeister und Leiter vom Hochbauamt wussten alle, was sie erwartete und zogen an einem Strang.
Martin Krautter:
Was stand auf der Wunschliste der Bauherren?
Gunter Fleitz:
Die funktionalen Anforderungen änderten sich gar nicht sehr. Wir haben komplexe, unterschiedliche Nutzungen, aber wir wollten keinen multifunktionalen Raum gestalten, der alles ein bisschen, aber nichts richtig kann. Es ging um ein feierliches Entree und um Transparenz, auch zum Plenarsaal. Für nicht öffentliche Sitzungen sollte entsprechend Diskretion herstellt werden können. Wir haben relativ früh ein visuelles Konzept präsentiert, das den Charakter des Raums sehr stark veränderte. Damit konnten wir die Bauherren begeistern und ihnen vermitteln, wo die Reise hingehen kann.