Architekt | Atelier Christof Cremer, Wien / Österreich |
Fotograf | Gustavo Allidi Bernasconi, Wien / Österreich |
Projektstandort | Mistelbach / Österreich |
„Entdecken, staunen und ausprobieren!“ lautet das Motto des neuen Museums für Urgeschichte, Frühgeschichte und Mittelalterarchäologie (MAMUZ) im österreichischen Mistelbach. Auf unmittelbare Weise erfährt der Besucher, wie sich das Leben der Menschen im Laufe von Jahrtausenden entwickelte.
Besucher werden zu Archäologen
Wie sehen heutige Namen in Runen geschrieben aus? Wie fühlen sich die Unterschiede in der Bearbeitung von Kupfer, Bronze und Eisen an? Bekannt ist das MAMUZ für seinen Schwerpunkt auf experimenteller Archäologie und interaktiver Präsentation. Historische Fragestellungen werden mit praktischen Versuchsanordnungen geklärt, beispielsweise durch die Errichtung eines neolithischen Langhauses. Für die hohe Qualität der inhaltlichen Arbeit spricht, dass das MAMUZ auch Zentrum und Ausbildungsstätte des Instituts für Urgeschichte und Historische Archäologie der Universität Wien ist. Fachstudenten erhalten neben Vorlesungen zusätzlich praktisches Wissen über Handwerkstechniken, Materialkunde und Arbeitsabläufe. Der investigative Ansatz zeigt sich auch im interaktiven Charakter der Ausstellung. So kann der Besucher im Forscherlabor – ausgestattet mit Mikroskopen und Zeitleisten – selbst zum Archäologen werden.
Von Schatzfunden und Säbelzahntigern
Beim MAMUZ handelt es sich um eine Zusammenschluss des Urgeschichtemuseums Niederösterreich Asparn/Zaya und dem MZM Museumszentrum Mistelbach mit dem gemeinsamen Thema „40.000 Jahre Mensch“. Im Schloss Asparn/Zaya sind Originale, historische Wohn- und Wirtschaftsgebäude zu sehen. Einen Höhepunkt bildet das sogenannte Schatz-Reich mit einem Hortfund aus der Wiener Neustadt, das im 14. Jahrhundert unter der Herrschaft der Habsburger an seinem späteren Fundort deponiert wurde. Im Museum Mistelbach – das Gebäude diente ursprünglich als Fabrik für landwirtschaftliche Geräte und Maschinen – werden jährlich wechselnde Ausstellungen präsentiert. Aktuell gewährt die Schau „Giganten der Eiszeit“ Einblicke in die Zeit der Mammuts, Wollnashörner und Säbelzahntiger.
Individuelle Gestaltung eines jeden Ausstellungsraums
Abgesehen davon, dass zum MAMUZ eine Vielzahl an Gebäuden aus den unterschiedlichsten historischen Kontexten gehören, weist auch jeder Ausstellungsraum eine eigene Gestaltung auf. So ist zum Beispiel der Bereich „Feuer im Leben und Tod“ vollständig in Rotnuancen gehalten. Eine dramatisch von hinten beleuchtete Wand lässt an eine brennende Holzfassade denken. Im Raum „Reich und Arm im Heiligen Reich“ dominiert an den Wänden und Sockeln ein Violettton mit figurativen Grafiken in Weiß. Darüber spannt sich eine Deckenkuppel mit Karomuster, das auch in Violett-Weiß gehalten ist. Aufgrund der unterschiedlichen Innenausstattungen und Farbgebungen musste jeder Ausstellungsbereich hinsichtlich der Beleuchtung gesondert betrachtet werden.
Präzise und effiziente Beleuchtung
Dem Bauherrn war wichtig, dass die Leuchten selbst so wenig wie möglich zu sehen sind. In den abwechslungsreichen, auf Interaktion abzielenden Räumen sollte sich das Licht zurücknehmen. Für die Grundbeleuchtung, streulichtfrei und hervorragend abgeblendet, sorgt der minimalistische, frei drehbare Fluter Parscan. Zur Akzentuierung von Exponaten, Vitrinen und Wandtexten entschied sich der Bauherr für den Konturenstrahler Pollux. Das kompakte und vielseitige Lichtwerkzeug schafft Lichtkegel mit scharfen Rändern. Sowohl die Ausstellungsstücke als auch die Informationstexte wirken optisch eingerahmt und scheinen aus sich selbst heraus zu leuchten. Der Blick des Betrachters wird so auf das Wesentliche gelenkt.